Grüß Dich, schön, dass Du bei meiner zweiten Indien-Reise vorbeischaust!

 

Zum zweiten Male: herzlich Willkommen bei meiner Reise nach Süd-Indien, wo ich alle Interessierten gerne teilhaben lassen möchte.

Ich habe mir eine neue Route ausgedacht: München- Delhi, weiter nach Coimbatore und vom dortigen Flughafen rauf in die Berge.

Auf 2000 Meter liegt die Mountain-Station Conoor, von dort sind es nur noch zwanzig Minuten bis zur Mountain Top Clinic von Dr. Sundara.

Hier werde ich die nächsten drei Wochen verbringen. So ungefähr ahne ich ja, was auf mich zukommt... doch ist es immer wieder neu.

DIE ANREISE

Eine solch lange Reise bedarf einer detaillierten Vorbereitung und so habe ich mich, in den letzten Tagen vor meiner Abreise in mein " Krebsgehäuse" verkrochen und endlose to-do Listen " abgearbeitet".

Aber wirklich brauchen? Mal ganz ehrlich: nun wo ich angekommen bin merke ich, dass ich ganz wenig brauche.

Strickzeug natürlich an vorderster Front, ein gutes Buch ( ich lese gerade von Hiromi Kawakami " die zehn Lieben des Nishino"), einen Bleistift, Papier.... immer bereit was zu zeichnen oder zu notieren - ja, und damit  ich bin schon glücklich.

 

Der Abflug in München easy, entspannt und mit Lufthansa. Volles Verwöhn-Programm mit tollen Filmen ( u.a. " Bohemian Rhapsody" - unbedingt anschauen- zehn Gänsehäute, garantiert!!!), gutem Service und ein bisschen Schlaf der letzten Tage nachholen. Langsam macht sich Vorfreude breit, auf das Wiedersehen mit meinen Sehnsuchtorten: die Nilgiri Berge, die Mountain Top Clinic mit seinen wunder-vollen ( !!!!! ) Menschen.

 

Bei der Landung in Dehli bin ich fit und nach der tiefenentspannten Einreise halte ich Ausschau nach meinem Anschlussflug. Dieser geht um 6:30 am., also bleiben mir um 2:00 am. noch vier einhalb Stunden Zeit.

Göttlich einfach, denk´ich mir noch in meiner vollen Naivität.

In Indien sind Flughäfen Militär-Stationen und überall sind bewaffnete Soldaten, welche Tickets kontrollieren und alles ständig im Blick haben. So erfahre ich, dass ich mit einem Shuttle Bus zu einem Terminal für nationale Flüge fahren muss.

Alleine das Verlassen des Gebäudes geht mir schon mächtig gegen die Rechnung, denn nun werde ich beäugt, von Taxifahrern angesprochen und mit meinem ganzen Gepäck, bin ich eher langsam unterwegs. Die Luft ist schwül, warm und obwohl wir am Flughafen außerhalb einer Metropole sind, so ist sie doch gefüllt mit dem Duft von Gewürzen aller Art.

Ein lautes Knattern reißt mich aus meinen Gedanken und ein Metallkasten auf vier Rädern schießt um die Ecke und bremst quietschend vor mir. Soll dies etwa der Shuttle Bus sein?

Ungläubig über dieses Museums-Relikt sträubt sich jede Zelle in mir. Soll ich dort etwa einsteigen? Das Adjektiv dreckig ist grenzenlos untertrieben und die Flöhe - welche seit Generationen dort hausen- grinsen mich von drinnen an.

" Welcome to India, Mam!" Ein Albtraum! Eilig hatte der Fahrer es auch noch und sobald ich mit meinem zweiten Fuß, noch halb ich der Luft hängend, auf der Metallplatte des Gefährts so eben stand, bretterten wir auch schon los.

Ich glaube dieser Fahrer übt im Stillen für die Formel Eins und nimmt jede Gelegenheit wahr, diese Strecke entlangzurasen mit Allem was der Motor hergibt. Für Übelkeit blieb mir keine Zeit, denn gemischt mit dem Gefühl einer Geisterbahn auf Irrfahrt und dem konstantem Ruckeln: Claudia war live dabei. Mein Lieblings-Regisseur Quentin Tarantino, hätte diese Szene nicht besser für eines seiner Filme casten können.

 

Ich zog es vor zu stehen, um mich verkrampft an der schmierigen Stange festzuhalten, als auf den durchlöcherten - mit Flöhen besetzten- Plastiksitzen zu sitzen. Wo ist denn bloß dein Humor geblieben, denk´ich mir da... Du hast doch sonst immer einen lockeren Spruch auf den Lippen... Wie weit ist es noch, frage ich den Mann neben mir....Schließlich hieß es ja Terminal und nicht ein anderer Flughafen. Noch zwanzig Minuten, über Autobahnen die, um drei Uhr morgens noch so voll sind wie der Stachus in München Mittags um 12:00.

 

Genauso quietschend hält das Gefährt bei einem dunklem und leerem Gebäude. Schnell, schnell renne ich zum Fahrstuhl und auf der oberen Ebene angekommen muss ich mich erst einmal sammeln und von dieser irren Fahrt erholen. Gleich werde ich die zwei Flaschen Deo, die ich in Reserve immer bei mir habe, über und um mich sprühen. mein Adrenalin steht nämlich Kopf und meine armen Schweißdrüsen sind völlig überfordert. Auch hier wieder die Soldaten, welche extrem höflich zu mir sind- ich denke es bringt wohl meine mittlerweile leicht derangierte Erscheinung nach der Busfahrt mit sich.

 

An dieser Stelle, möchte ich jedem Reisenden empfehlen bei seiner Ticket-Buchung den Lounge Service mitzubuchen. Auch kann ich Indigo Airways wärmstens empfehlen. Meinen Klinik-Komilitonen, welche mit Jet Airways oder Air india gebucht hatten, wurden die Anschluss-Flüge storniert oder geändert und sie mussten daher erhebliche Verspätungen in Kauf nehmen. Ich hingegen, bin pünktlichst hin- und zurück abgeflogen! Die Lounge entspricht nicht das, was wir uns darunter vorstellen, jedoch ist es eine ganze Ebene mit vielen Sesseln. Wirklich Ruhe ist hier keine, zumindest aber ein bequemer Platz, ein grosszügiges Buffet, welches permanent mit allen Getränken und Leckereien nachgefüllt wird. Mit einem heißen Chai und einem Internet-Zugang, lasse ich mich in einer Ecke nieder um einfach nur zu " SEIN".

 

Fünf Stunden später düse ich mit Shiva - dem Chauffeur der Klinik und rechte praktische Hand des Artztes- die Landstraße Richtung Berge entlang. Das mir schon vertraute Hupen und Zickzack fahren bringen mich zum Lachen und nach meiner ersten frischen Kokosnuss geht es mir viel, viel besser. Erst recht aber nach meiner Ankunft, " meinem " Zimmer mit dem beruhigendem Ausblick ins Tal und auf die Berge rundrum.
Dr.Sundara empfängt mich fröhlich und meint ich solle doch bitte sofort in meine erste Behandlung, eine einstündige Abayanga Massage, gehen.
Diese beginnt mit einer wundervollen Kopfmassage und in dem Moment wo ich den vertrauten Geruch des warmen Kräuter-Ghee's aufnehme und die kräftigen, weisen Hände von Indra sich langsam den Weg durch mein Haargewirr arbeiten..... Da.....
Da merke ich, wie Jemand den Stecker zieht und alles verlangsamt sich, bleibt stehen.

Endlich Ruhe, nur mein Atem in Raum und Zeit.
Endlich kann ich schlafen und dies tue ich auch schon bevor mein Kopf auf dem Kissen angekommen ist.